1. Bergparade in Domsdorf zum Freundeskreis-Jubiläum

Domsdorf. In Uniformen, mit Schlegeln, Eisen, farbenprächtigen Fahnen und mit der historischen Kleidung der Bergleute sind über 200 Mitwirkende bei der 1. Bergparade in Domsdorf vom Dorfanger zur alten Brikettfabrik „Louise“ gezogen, wo ein zünftiges Bergmannsfest mit viel Musik, Bergmannsschnaps und Schlotbier gefeiert wurde.

LR-Online

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Anlass war das 25. Jubiläum des  Freundeskreises Technisches Denkmal Brikettfabrik „Louise“ e.V.. Die erste Bergparade sei als Idee vom Landesverband der Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine Brandenburg-Berlin vorgeschlagen worden, erklärt der Vorsitzende des Domsdorfer Fördervereins Peter Kroll. Wahrscheinlich werde es auch die letzte sein, denn eine Bergparade lasse sich nur mit großem Aufwand organisieren, fügt er an.

Allerdings sind sich einige Redner bei ihren Festansprachen ziemlich sicher, dass eine Bergparade einfach zur ältesten Brikettfabrik Europas passe, auch, dass man sich daran gewöhnen könne und dass es ganz einfach vernünftig sei, an dieser Stelle öfter so ein prächtiges Spektakel zu veranstalten.

Zur Pflege des bergmännischen Brauchtums angetreten

 Bei der 1. Bergparade in Domsdorf bot sich ein sehr abwechslungsreiches Bild, für das zahlreiche Vereine aus Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt sorgten. Rund 200 Teilnehmer reihten sich in den Umzug ein, dessen Strecke zahlreiche Schaulustige säumten.
Bei der 1. Bergparade in Domsdorf bot sich ein sehr abwechslungsreiches Bild, für das zahlreiche Vereine aus Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt sorgten. Rund 200 Teilnehmer reihten sich in den Umzug ein, dessen Strecke zahlreiche Schaulustige säumten. FOTO: VRS

Die meisten der teilnehmenden Bergleute hatten jedoch mittlerweile das 70. Lebensjahr weit überschritten. So auch die Teilnehmer des Lehrlingstreffens der Ausbildungsjahre 1946 bis 1953. Nahezu alle beim Umzug eingebundenen Bergleute engagieren sich noch ehrenamtlich, um die alten Gruben und Werke als technische Denkmale und Sehenswürdigkeiten zu erhalten. Daneben haben sich viele mit der Pflege des bergmännischen Brauchtums eine anspruchsvolle Aufgabe gestellt. Und dann noch die technischen Anlagen: Allein in Domsdorf sind als Ergebnis der Arbeit des Vereins zwölf Antriebe funktionsgetreu vorführbar. Der Dampfbetrieb für die zwei Brikettpressen aus den Baujahren 1893 und 1906 wurde in den Jahren 2007 und 2008 realisiert. Höhepunkte im Vereinsleben sind die jährlichen Bergmannstage und die Dampftage.

 Die älteste Fahne, die in der Parade gezeigt wurde, ist die der Domsdorfer Gastgeber. Sie stammt aus dem Jahre 1891.
Die älteste Fahne, die in der Parade gezeigt wurde, ist die der Domsdorfer Gastgeber. Sie stammt aus dem Jahre 1891. FOTO: VRS

Dank für unermüdliche Arbeit

Bergwerksdirektor und Bürgermeister Andreas Claus bedankte sich beim Vereinsvorsitzenden Peter Kroll, beim Ehrenvorsitzenden Jürgen Bartholomäus und Museumsmitarbeiterin Mechthild Passek für ihre unermüdliche Arbeit, mit dem Ziel, die ehemalige Brikettfabrik „Louise“ vor dem Abriss zu bewahren und als einzigartiges Zeugnis europäischer Industriekultur mit ihrer fast vollständig erhaltenen technischen Ausstattung zu erhalten. „Heute, fast 25 Jahre später, können wir sagen, wir haben es geschafft“, meinte Andreas Claus. „Kohle, Eisen und Stahl haben die Basis gelegt für den industriellen Aufstieg Deutschlands und Europas. Die Energiewirtschaft prägte die Lausitz so stark wie kein anderer Wirtschaftszweig. 2019 sehen wir uns einem zweiten Strukturwandel gegenüber, den wir 30 Jahre nach der politischen Wende gemeinsam bewältigen müssen. Dennoch darf der Erhalt der verbliebenen Industriekulturstandorte nicht vergessen werden. Die Bestandssicherung zeitgeschichtlicher Orte hat auch etwas mit der Achtung vor der Lebensleistung vorangegangener und noch lebender Generationen zu tun“, heißt es bei Bürgermeister Claus weiter.

 Zünftige Musik darf natürlich nicht fehlen, wenn vom Domsdorfer Dorfanger aus einmal quer durchs Dorf bis zur Brikettfabrik marschiert wird.
Zünftige Musik darf natürlich nicht fehlen, wenn vom Domsdorfer Dorfanger aus einmal quer durchs Dorf bis zur Brikettfabrik marschiert wird. FOTO: VRS

Bergleute mahnen: Neue Energien Schritt für Schritt einführen

Und was sagen die Bergleute zu dem gegenwärtigen Hype um neue Energieformen und Antriebe? Für den Vereinsvorsitzenden des Fördervereins, den gelernten Elektriker und mehrjährigen Bürgermeister von Domsdorf Peter Kroll, welcher ständig mit alten Bergleuten, insbesondere Ingenieuren aus der Bergbauenergiewirtschaft und auch mit Besuchern der „Louise“ zu tun hat, geht der gegenwärtige Hype zu schnell. „Nach unserer Meinung macht man die Rechnung ohne den Wirt. Die Energiepolitik überschlägt sich derzeit. Spontan sollen Energieressourcen weggenommen werden, ohne vollumfänglich Ersatz vorzuhalten. Das wird nicht funktionieren. Neue Energien müssen Schritt für Schritt und solide als Ersatz für den Ausstieg aus der Kohle geschaffen werden. Da hilft auch keine Polemik“, so Peter Kroll. Die CO2-Problematik werde beschämend dargestellt, meinte er am Rande des Geschehens mit viel Musik und Unterhaltung für die vielen Gäste.

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